Die Frage hat schon seit jeher einen ziemlich langen Bart: Linux oder Windows – wer gewinnt die Goldmedaille? Ob wir heute das Gesichtshaar vollends abschneiden weiß ich zu Beginn des Textes noch nicht. Aber wir können ja mal ganz simpel beginnen: Da gibt es Menschen, die schwören auf ihren Pinguin, andere können nicht ohne ihre Microsoft-Fenster und wieder andere sind schon vor langer Zeit aus- oder besser gesagt umgestiegen auf das auf dem BSD-UNIX-System aufbauende Betriebssystem namens Darwin; also auf iOS von Apple. Die Apple-Nutzer schließen wir in unserer Umschau bewusst aus. Aus pragmatischen Gründen allerdings, denn: hat sich mal jemand für den Apfel entschieden, bleibt er in der Regel dabei. Anders ist das bei Linux und Windows. Da scheiden sich immer wieder die Geister – und das seit nun schon über 30 Jahren.
Wir erinnern uns zurück an die 90er Jahre. Linus Torvalds kaufte auf Kredit einen IBM 386er PC und programmierte für ihn Minix-kompatible Hardware-Treiber. Daraus entstand in kurzer Zeit der Linux-Kernel, den er 1991 veröffentlichte. Zu der Zeit hatte Microsoft mit Windows 3.0 bereits ein für die damalige Zeit bereits relativ stabiles Betriebssystem auf den Markt gebracht. Es unterstützte Multitasking, erweiterte Farbgrafiken, verbesserte Schriftarten und eine breitere Palette von Anwendungen. Im April 1992 kam dann Windows 3.1 mit Fehlerkorrekturen. Der Startschuss war gefallen für eine Diskussion, die niemals enden wollen würde. Manche sprechen gar von einem Glaubenskrieg. Aber so weit wollen wir nun gar nicht denken, sondern eher nüchtern an die Sache ran gehen.
Linux oder Windows?
Linux hat sich in den vergangenen Jahren als eine robuste und zuverlässige Alternative zu Windows etabliert. Es bietet eine breite Palette von Distributionen und wird von einer engagierten Community unterstützt. Viele Menschen schätzen die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Linux sowie die Möglichkeit, das Betriebssystem nach ihren eigenen Bedürfnissen zu konfigurieren. Darüber hinaus ist Linux bekannt für seine Stabilität und Sicherheit, was es für viele Benutzer attraktiv macht. Wer möchte, kann sich online „beraten“ lassen auf Seiten wie distrochooser.de.
Auf der anderen Seite ist Windows nach wie vor das dominierende Betriebssystem im Desktop-Bereich. Es hat eine große Nutzerbasis und bietet eine breite Palette von Software und Spielen, die speziell für Windows entwickelt wurden. Viele Menschen sind mit Windows vertraut und bevorzugen die Benutzerfreundlichkeit und das vertraute Nutzungserlebnis.
Ob Linux in naher Zukunft den Desktop-Bereich beherrschen wird? Das hängt von sehr vielen unterschiedlichsten Faktoren ab. Dazu gehören die Weiterentwicklung und Verbesserung von Linux-Distributionen, die Verfügbarkeit von Software und Spielen für Linux, die Unterstützung von Hardwareherstellern und die Benutzerfreundlichkeit für den Durchschnittsanwender.
Windows-Desktop / Linux-Server
Elian Paetzolt und Simon Huber sind – wie sollte es anders sein – vernarrt in IT und all das, was das große Spielfeld so bietet. DATAJOB arbeitete und arbeitet auch weiterhin klassisch. Will heißen: Da der Großteil unserer Kunden das Windows-Umfeld gewohnt ist und noch immer proprietäre Software (geschlossene, nicht frei zugängliche, lizenzpflichtige Programme nur für Windows) genutzt wird, wird sich im Desktop-Umfeld kurzfristig nicht viel ändern. Elian denkt, dass es erst mal dabei bleiben wird: „Windows für den Einzelplatz, Linux im Server-Umfeld.“
Allerdings, so weiß Elian, könnte sich in den kommenden drei, vier Jahren einiges verändern, da Microsoft bereits mit modifizierten Strategien in den Startlöchern steht. Mehr dazu an einer anderen Stelle.
Linux für Gamer – eine Alternative
Simon bricht eine Lanze für Open Source: „Früher hat man Linux immer als benutzerunfreundlich bezeichnet. Das kommt der Realität aber gar nicht mehr besonders nahe“, sagt er. Gerade die Gaming-Community nutze immer mehr Linux-Distributionen wie Ubuntu, Mint oder Manjaro. Von den beiden ersten könnte man schon mal was gehört haben. Manjaro ist eine weitere Nicht-Ubuntu-Distribution, die auf Arch Linux basiert. Die Plattform digitaltrends.com beschreibt es als „schönes und reibungsloses Betriebssystem, das sich auch hervorragend für Gamer eignet“. Manjaro erinnere an Windows, „mit einem Anwendungsmenü auf der linken Seite unten und Informationen auf der rechten Seite unten.“ Außerdem, so das Portal, besitze es ein „riesiges Repository“, das mit Software und Spielen gefüllt sei. Die Distribution verfüge außerdem über eine automatische Hardware-Erkennung, „die Ihnen mitteilt, welche Komponenten installiert sind und automatisch die richtigen Treiber installiert.“
Wie geht das? War es nicht so, dass früher die Spiele nur auf Windows liefen? Ja. Aber mit „Proton“ und „Steam Play“ funktionieren viele Windows-Spiele jetzt auch unter Linux. Welche das sind – und es sind schon zig Tausende – kann man auf der Seite protondb.com nachlesen. Was Proton ist erklärt der Entwickler auf dieser Seite selbst: „Proton ist ein neues Tool von Valve Software, das in Steam Play integriert wurde, um das Spielen von Windows-Spielen unter Linux so einfach wie das Drücken der Play-Taste in Steam zu machen. Unter der Haube umfasst Proton weitere beliebte Tools wie Wine und DXVK, die ein Spieler sonst selbst installieren und warten müsste. Dies erleichtert den Anwendern den Umstieg auf Linux erheblich, ohne die zugrunde liegenden Systeme kennenzulernen oder den Zugang zu einem großen Teil ihrer Spielebibliothek zu verlieren. Proton steckt noch in den Kinderschuhen, so dass die Unterstützung inkonsistent ist, sich aber regelmäßig verbessert.“
Ist das bereits die Revolution? Ich denke nicht. Meiner Einschätzung nach wird diese Entwicklung Microsoft Windows nicht vom Gaming-Markt verdrängen. Man hat Linux zu einer Alternative gemacht, die man nicht unterschätzen darf aber im Endeffekt werden beide Systeme nebeneinander exisitieren. Geschmäcker sind eben auch im Software-Bereich verschieden.
„Hardware wird spezifischer“
„Dadurch, dass die Hardware spezifischer wird, müssen die Entwickler den Quellcode besser kontrollieren können“, sagt Elian und das sei eben mit einem Open Source-Betriebssystem einfacher zu bewerkstelligen als mit Windows. Hardware werde immer häufiger für den „Usecase“ gebaut, wie er es ausdrückt. Bedeutet: Hardware wird entsprechend technischer Spezifikationen und funktionalen Anforderungen entwickelt, um die bestmögliche Leistung und Effizienz für diesen speziellen Anwendungsfall zu bieten. Und damit das alles optimal klappt, brauche man eben ein Betriebssystem, das man auf eben diesen ganz speziellen „Usecase“ anpassen kann.
Gut erklären kann man das am Beispiel eines Smartphones. Wer den Smartphone-Markt in den vergangenen zwei Jahren verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass viele neue Mitbewerber, oder sagen wir besser, „Marken“ aufgetaucht sind. Die sind alle sehr günstig und laufen alle auf Android. Warum? Android basiert auf dem Linux-Kernel. Der Linux-Kernel bildet die Grundlage für das Betriebssystem Android. Google hat den Quellcode von Android der Open Source Community zur Verfügung gestellt. Dies ermöglicht Entwicklern, den Quellcode einzusehen, anzupassen und eigene Versionen von Android zu erstellen. Der Großteil des Android-Betriebssystems, einschließlich des Linux-Kernels, ist unter der Apache License 2.0 lizenziert, was bedeutet, dass Entwickler den Quellcode frei nutzen können, solange sie die Lizenzbedingungen einhalten.
In Zukunft nur noch „Apps“
Elian wagt eine Vorhersage. Er ist sich ziemlich sicher, dass es mittel- bis langfristig darauf hinauslaufen wird, dass der Hardware-Hersteller für seine Endgeräte auf Linux basierende, proprietäre Betriebssysteme implementieren wird. PC kaufen, Betriebssystem und Software installieren „war gestern“. Heute reicht doch bereits ein einfaches Endgerät mit Internet-Verbindung aus. DATAJOB war schon immer „a bit ahead“ und bietet Desktop as a Service (DaaS), einen cloudbasierten Dienst, der es Benutzern ermöglicht, auf ihre Desktop-Umgebung und Anwendungen von jedem Ort aus zuzugreifen. Desktop-PC, Laptop, Smartphone, Tablet und selbst Auto-Infotainment-Systeme werden unterstützt.
Sicher: „Es gibt noch immer Software, die lokal installiert werden muss“, weiß Elian. Nicht jeder Software-Hersteller hat schon eine Online-Version seiner Programme. Aber das werde sich in den kommenden Monaten auch ändern. Denn der Trend geht nicht erst seit kurzem sondern schon seit längerem in Richtung 100 Prozent online.
Zum Schluss noch ein kleines KI-Schmankerl
Weil wir selbst keine tiefergehende Bewertung zu Linux und Windows vornehmen möchten, haben wir mal ChatGPT gebeten, sich mit folgender Frage zu beschäftigen: „Kannst du mir zu folgenden Aspekten die Unterschiede zwischen Linux und Windows darstellen? Kosten, Zielgruppe, Leistung, notwendige Hardware, Usability, Software, Installation, Sicherheit.“ Die Antworten möchten wir Ihnen nicht vorenthalten:
Kosten
– Linux: Linux ist ein Open-Source-Betriebssystem und kann in der Regel kostenlos heruntergeladen und verwendet werden. Es gibt viele verschiedene Linux-Distributionen, darunter Ubuntu, Fedora und Debian, die kostenlos verfügbar sind.
– Windows: Windows ist ein proprietäres Betriebssystem, das von Microsoft entwickelt wird. Es gibt kostenpflichtige Versionen wie Windows 10 Home und Windows 10 Pro.
Zielgruppe
– Linux: Linux wird von einer breiten Palette von Benutzern verwendet, darunter technisch versierte Benutzer, Entwickler und Unternehmen. Es gibt auch spezielle Linux-Distributionen, die für bestimmte Zielgruppen entwickelt wurden, wie zum Beispiel Kali Linux für Sicherheitsexperten.
– Windows: Windows richtet sich hauptsächlich an den Massenmarkt und wird von Heimanwendern, Unternehmen und Organisationen weltweit genutzt.
Leistung
– Linux: Linux gilt als leistungsstarkes Betriebssystem, das in der Regel Ressourcen effizienter nutzt als Windows. Es ist bekannt für seine Stabilität und wird oft in Serverumgebungen eingesetzt.
– Windows: Windows bietet eine gute Leistung und ist benutzerfreundlich. Allerdings kann die Leistung von Windows auch von Faktoren wie der Hardwareausstattung und installierten Software abhängen.
Notwendige Hardware
– Linux: Linux kann auf einer breiten Palette von Hardware-Architekturen installiert werden, einschließlich älterer oder weniger leistungsfähiger Geräte. Es gibt spezielle leichte Distributionen, die für ältere Hardware optimiert sind.
– Windows: Windows erfordert in der Regel leistungsfähigere Hardware, um reibungslos zu laufen. Neue Versionen von Windows haben oft höhere Systemanforderungen, um alle Funktionen nutzen zu können.
Usability
– Linux: Die Benutzerfreundlichkeit von Linux hat sich im Laufe der Jahre verbessert, aber es erfordert immer noch häufiger technisches Know-how, insbesondere bei der Konfiguration von Systemeinstellungen und der Installation von Software. Die Benutzeroberfläche kann je nach Distribution variieren.
– Windows: Windows ist dafür bekannt, eine benutzerfreundliche Oberfläche zu bieten, die für die meisten Benutzer intuitiv zu bedienen ist. Es bietet eine breite Palette von Software und unterstützt viele Hardwaregeräte.
Software
– Linux: Linux bietet eine Vielzahl von Open-Source-Software und hat ein starkes Software-Ökosystem. Viele der gängigsten Anwendungen wie Webbrowser, Büroanwendungen und Multimedia-Player sind für Linux verfügbar. Allerdings gibt es einige spezialisierte oder branchenspezifische Software, die möglicherweise nicht für Linux verfügbar ist.
– Windows: Windows hat eine breite Palette von Software und unterstützt eine große Anzahl von kommerziellen Anwendungen und Spielen. Die meisten Mainstream-Softwareprodukte werden für Windows entwickelt und optimiert.
Installation
– Linux: Linux-Installationen sind in der Regel flexibel und bieten eine Vielzahl von Optionen. Sie können Linux neben einem bestehenden Betriebssystem oder als eigenständiges Betriebssystem installieren. Der Installationsprozess kann je nach Distribution variieren, aber viele Distributionen bieten auch Live-Systeme zum Testen ohne Installation an.
– Windows: Die Installation von Windows ist in der Regel recht einfach und erfordert normalerweise nur wenige Schritte. Windows kann als Upgrade oder als Neuinstallation installiert werden.
Sicherheit
– Linux: Linux gilt im Allgemeinen als sichereres Betriebssystem als Windows. Das liegt zum Teil daran, dass Linux aufgrund seiner Open-Source-Natur von einer großen Community geprüft und aktualisiert wird. Linux-Distributionen bieten auch fortschrittliche Sicherheitsfunktionen und -tools.
– Windows: Windows hat in der Vergangenheit mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen gehabt, obwohl Microsoft erhebliche Anstrengungen unternommen hat, um die Sicherheit zu verbessern. Windows bietet Funktionen wie Firewall, Antivirus-Software und regelmäßige Sicherheitsupdates.
P.S. Wer genau hinschaut, wird feststellen, dass die KI nicht mehr aktuell ist, aber der Spaß war es uns wert.
Text: Rainer Wittmann | Foto: Alexander Schimmeck auf Unsplash